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Halbzeit
September. Ein halbes Jahr, seit wir der SoLawi adé gesagt haben. Und ein halbes Jahr bis wir sie wieder begrüßen, wahrscheinlich. Während ich das schreibe, köcheln die Tomaten auf dem Herd. Das hätte ich in den letzten drei Jahren Auenhof nicht geschafft: Wintervorräte anlegen. Im ersten Jahr hat mal eine Freundin was eingemacht. ...dass die alten "Nachrichten vom Hof" kaputt sind, ist sehr schade, denn wo setze ich nun an? 3 Jahre Aufbau. Menschen kamen und gingen, vor allem kamen Kinder und gingen Mitstreiter. Übrig blieb 2018 der Auenhof als Familienbetrieb. Wir, die Familie, kämpften uns durch ein schweres und schicksalhaftes Jahr und entschieden daraufhin, eine Atempause einzulegen. Und die ganze Sache, auch, nochmal zu überdenken. Die Unterstützung war atemberaubend. Noch immer trudeln Spenden ein. Im Mai kam Mascha, im neuen Schlafzimmer im Haus. Durch ihre Geburt wurden die letzten Monate, naturgemäß, vor allem zur Elternzeit. Auf dem Acker machen wir einen kleinen Anbau, und stellen fest, dass Gemüseproduktion als Nebensache uns viel schwerer fällt als im großen Stil. Nun ja, ein Baby im Mai(!) ist auch nicht gerade ein Wachstumsfaktor für den Acker. So wächst vor allem der Roggen, die Gründüngung aus dem letzten Jahr. Dazwischen, gut versteckt, das übliche Gemüsesortiment, nur weniger.
Die Kartoffeln danken es uns: die Kartoffelkäfer haben ihr Ziel genialerweise sehr lange nicht gefunden.
So richten wir unser Streben vor allem auf die Zukunft: Aufbau Auenhof 2.0. 3 Tage nach Maschas Geburt brachte Jochen die Gründüngung zu Vorbereitung unserer zukünftigen Pachtfläche ein. Gleichzeitig gewann das Thema Landsuche wieder an Bedeutung. Schon wieder Pachtland? Kurz nach der Hofgründung hatten wir ja schon schmerzlich erfahren, dass wir unseren jetzigen Acker nach wenigen Jahren wieder würden räumen müssen, anstatt uns Hoffnung auf einen Kauf machen zu dürfen. Aber ein Hof ohne Land entspricht weder unseren Bedürfnissen nach Sicherheit noch unseren Wünschen, einen bunten, langfristig vielfältigen Acker aufzubauen. Nach den letzten zwei Dürresommern - und vielen Fahrten zur Kita, vorbei an wirklich grauslich anzusehenden Trockenmaisfeldern - ist natürlich auch der Klimawandel Gesprächsthema, und mit ihm die Frage, wie wir (unser) Land lebendig, widerstandsfähig, resilient anlegen können. Natürlich muss ein Brunnen gebohrt werden, aber auch eine entsprechende Bepflanzung, die Schattenecken schafft, vor Winderosion schützt, den Boden festhält, Pflanzen und Tiere beheimatet, ist uns wichtig. Auf Pachtland sitzt man wie auf einem Stück Pappe, ohne Struktur, keine Ränder zu konventionellen Nachbarn, keine langfristige Infrastruktur. Ohne eigenes Land gibt's auch kein Obst. Jetzt sind wir am Klinkenputzen. Wer hat noch Land in Parey, wo finden wir ihn, wie bringen wir unser Anliegen am besten vor, wie gewinnen wir Menschen für unsere Idee, obwohl keiner gern Land verkauft? Mit Land wird hier, wie überall, spekuliert und, genau wie wir, möchten Menschen ihr Land als Sicherheit behalten: "wir finden gut was ihr macht, aber verkaufen - nein.
Vielleicht Pacht. Aber nein, verkaufen, nein...". Naja, wir spucken in die Hände und reden noch ein bisschen.
Dazu kommen natürliche betriebliche Fragen: wie können wir den Betrieb im Detail besser strukturieren? So dass wir uns in der Saison nicht total die ...Knie aufreißen und neben Unternehmern auch noch Familie sein dürfen. Unsere Kinder sind jetzt klein und brauchen das warme Nest. Und auch wir Erwachsenen brauchen mal abzuschalten und wollen auch mal krank werden dürfen. So bin ich im Moment einfach voller Dankbarkeit dafür, dass wir neben der reduzierten Arbeit vor allem Familie sein dürfen. Dass viele Tage sich selbst genügen, indem sie sich ums Alltägliche drehen.
Wir bekommen viel Besuch und setzen uns erstmal zum Kaffee unter die Birke anstatt ihn sogleich aufs Feld zu locken. Bin dankbar, dass wir Zeit und Lust haben, Menschen in der Umgebung zu treffen, ins Berliner Aquarium zu gehen, Brot zu backen (na gut, das haben wir vorher auch gemacht, aber es war irgendwie immer stressig), dass wir auf Kinderwünsche eingehen können - auch auf die unserer inneren Kinder.