verfasst am 20. Dezember 2022
Herbst 2022

Ein Jahr in Hülle und Fülle

Oh, der August strotzte wieder vor Fülle! Es blühte, es summte, die Früchte bekamen Farbe und all das in einer stehenden Hitze. Das satte Spätsommerlicht machte die Farben voll. Alles trat noch stärker hervor durch die wieder gekehrten Kontraste: die kühleren, längeren Nächte, der Nebel am Morgen. Wenn man frühs durch die Beete streifte, bekam man schon wieder nasse Füße und klamme Finger.

Dann ist es Herbst geworden am Auenhof, wie auch anderswo. Heimlich und leise sind die Tage kühler und die Morgende dunkler geworden. Nun reicht es nach dem Weckerschrillen nicht mehr, die Rollos zu raffen, nun braucht es wieder elektrisches Licht, um die Lider vollends auseinander zu bringen.

Im Ganzen blicke ich zufrieden auf den Teil dieses Jahres zurück, der hinter uns liegt. Das frühe Frühjahr war geprägt durch Lisas Abschied, einen Sturm, der unsere Gartenmauer niederriss, und den Aufbau eines stabileren Anzuchtzelts am Hof, das uns fortan die Jungpflanzenanzucht um einiges erleichterte – und doch schon wieder zu klein zu sein scheint. Die Saison begann danach mit einem neuen Team, und also neuen Charaktern. Oli, unser Azubi besticht durch eine große Ruhe während aus Tom, im ökologischen Bundesfreiwilligendienst, die Ideen nur so heraus purzeln.

Wie immer rauschten der April, Mai und Juni nur so an uns vorbei ohne größere Besonderheiten, außer eben arbeiten, arbeiten, arbeiten: säen, pflanzen, hacken, jäten, wieder pflanzen, wieder hacken, wieder jäten. Und wie nebenher: bewässern, bewässern, bewässern. 3 bewässerungsfreie Wochenenden hatten wir diesen Sommer – hier gebührt Jochen ein ganz großes Lob!

Das Hoffest war uns ein Fest. Ein tolles Team aus Azubi, ein paar SoLawisten und uns hat den Ort verzaubert und das Fest am Laufen gehalten. Eine bunte Mischung aus Freunden, Dorfgemeinschaft und ein paar SoLawisten tummelte sich bei ausnahmsweise angenehmen Temperaturen. Der Ferien wegen war der Nachmittag überschaubar - einerseits etwas enttäuschend, andereseits gemütlich und familiär gemacht hat. Es gab eine herausfordernde Gemüse-Schnitzeljagd, Live-Musik von der Seentaucherin (link) und zum Abschluss natürlich ein Feuer, an dem wie immer ein paar Kinder einschliefen.

Im Herbst liefen neben den traditionellen Depottreffen in Berlin ein paar beachtliche SoLawi-Aktionen. Unsere Mitmachtage zur Kürbisernte, Kartoffelernte und Sauerkrautmachen waren dank engagierten Gästen und einer tollen Stimmung in der Gruppe dieses Jahr besonders schön. Unser Highlight war aber die Bauaktion am Kreuzbergweg. Drei handwerklich gewandte Ernteteiler verwandelten unseren, naja, „schlichten“ Bungalow in eine Augenweide mit Kompostklo und Außendusche. Und das fast ganz ohne unser Zutun. Material besorgen und ab und zu Entscheidungen treffen war alles, was für uns zu tun war. Das war toll, ein großes Geschenk!

Die Erntemengen stiegen wie immer stetig, während die Pflegearbeiten inzwischen etwas abnahmen. Auf das Hoffest folgten Urlaube im Team und Stundenreduzierung. So blieb von der naturgemäß im Spätsommer deutlich abnehmenden Arbeitslast etwas wenig bei uns hängen, und wir machten den typischen Fehler, den eigenen Sommerurlaub zu verschwitzen. Gleichzeitig hielten uns neue, unerwartete Probleme auf Trab: Familienkrankheiten, Verletzungen bei der Tomatenpflege, Transportertod, eine Pechsträhne an den ohnehin überlasteten Erntemontagen (Kinderbetreuung fiel aus, Mitarbeiter fiel aus, ich fiel aus wegen meines angesäbelten Fingers), ein Reh in den Paprika usw., usf.

Also, atemlos hechelten wir über die letzte Zielgerade – Abfahrt Richtung Süden! 
(in Kürze weiterlesen: Auenhof goes La Jimena)